Lama Anagarika Govinda, der Ordensgründer

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Lama Anagarika Govinda, der Ordensgründer

Lama Anagarika Govinda (1898 -1985) widmete sein ganzes Leben der Aufgabe, abendländisch geprägten Menschen die Weisheitsschätze des Ostens zugänglich zu machen. Als Praktizierender, Forscher, Autor, Künstler und Lehrer hat er den Buddhismus in Amerika und Europa massgeblich beeinflusst. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt und seine Autobiographie „Der Weg der weissen Wolken“ ist immer noch ein spiritueller Wegbegleiter vieler Suchender.

Lama Govinda wurde als Ernst Lothar Hoffmann in Deutschland geboren. Nach dem Studium der Archäologie und Philosophie unternimmt er archäologische Forschungen im Mittelmeerraum. Um sich ganz dem Studium und der Praxis des Buddhismus zu widmen, lässt er sich 1928 in Ceylon nieder und wird Schüler des deutschen Theravada-Mönchs und Gelehrten Ven. Nyanatiloka. Als Delegierter des Theravada-Buddhismus nimmt er an einer Konferenz in Darjeeling teil. Seine Begegnung mit Tomo Geshe Rinpoche, einem verwirklichten Meister des tantrischen Buddhismus, verändert seine bisherige buddhistische Ausrichtung. Lama Govinda wird sein Schüler und lässt sich in der Nähe seines Klosters am Fusse des Himalaya nieder. Als Maler, Forscher, Schriftsteller, Gelehrter und Dozent an verschiedenen Universitäten gewinnt er Ansehen und Ehrungen in der indischen Gesellschaft. Auf Reisen nach Sikkim, Ladakh, Süd- und Westtibet erforscht er die Kultur und die gelebte Praxis des Vajrayāna-Buddhismus. 1933 erhält er von Tomo Geshe Rinpoche den Auftrag, den Orden Arya Maitreya Mandala zu gründen. Seine Aktivitäten sollen dem Buddhismus in Indien neue Impulse geben.

Der Zweite Weltkrieg und Indiens Kampf um die Unabhängigkeit unterbrechen das engagierte Wirken Lama Govindas, der - obwohl britischer Staatsbürger - für fünf Jahre in Internierungshaft genommen wird. Vollkommen mittellos muss er danach seine Existenz mühsam wieder aufbauen. Er unternimmt 1947 bis 1949 eine Expedition ins tibetische Hochland, um die Fresken im Kloster Tsaparang zu dokumentieren. Lama Govinda erhielt Belehrungen und Einweihungen verschiedener Linien und Schulen des tibetischen Buddhismus. Die Schätze seiner Forschungen und Meditationserfahrungen veröffentlichte er in seinem Hauptwerk „Grundlagen tibetischer Mystik“. Es wird in viele Sprachen übersetzt und revolutioniert das Bild des tibetischen Buddhismus im Westen grundlegend. In der Folge erreichen ihn Einladungen aus aller Welt. An vielen Orten, an denen Lama Govinda Vorträge hält, entstehen Gruppen, die sich an seinem Buddhismusverständnis orientieren. 1952 wird der westeuropäische Zweig des Arya Maitreya Mandala in Deutschland gegründet, wenig später der osteuropäische Zweig in Ungarn. Viele Menschen besuchen Lama Govinda in seinem „Kasar Devi Ashram“ bei Almora in Nordindien, um Belehrungen zu erhalten.

Lama Govinda betonte ein Buddhismusverständnis, das durch intensives Quellenstudium alle Entwicklungsphasen des Buddhismus einschliesst. Er vermittelte uns fundiertes Wissen über den buddhistischen Weg, seine Rituale und Symbole, seine Kunst und Kultur. In seinem Forschen durchdrang er die äusseren historisch und kulturell bedingten Formen, um ihre zeitlose Weisheitsessenz freizulegen. Diese tiefste Dimension offenbart sich nur durch die Meditation. Wir sind aufgefordert es ihm gleichzutun, um dieses zeitlose Erbe in neuen Formen lebendig zu erhalten. In hohem Alter siedelte Lama Govinda mit seiner Frau Li Gotami nach Kalifornien über. Er forscht, hält Vorträge und gibt Belehrungen bis an sein Lebensende im Januar 1985.

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