Seine Heiligkeit Kyabgon Drikung Thrinle Lhundrup wird Schirmherr des Maitreya Mandala

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Bei seinem Besuch im Mahakala Ashram in Überlingen im September 2016 bat ich ( Vajramala) Seine Heiligkeit, den Kyabgon Drikung Thrinle Lhundrup, 37. Thronhalter der Drikung Kagyu Linie, die Schirmherrschaft über die internationale buddhistische Gemeinschaft "Maitreya Mandala" zu übernehmen, weil mir bei meinen Besuchen in Dehra Dun, Indien, seine offensichtliche Verbundenheit mit Lama Govinda deutlich geworden war. Obwohl Seine Heiligkeit damals sofort zustimmte, dauerte es zwei Jahre, bis wir schließlich am 29. September 2018 die Übernahme dieser Schirmherrschaft im Drikung Tempel in Zalaszántó, Ungarn, gemeinsam feiern konnten. Doch dieses Ereignis hat eine lange Vorgeschichte.
Mit dieser Verbindung schließt sich nun der Kreis. Ende der 1970er Jahre traf Lama Govinda mit S.H. Chetsang Rinpoche zusammen, der 1975 Tibet verlassen hatte, um die verwaiste Drikung Gemeinschaft wiederaufzubauen. Diese Gespräche führten dazu, dass Lama Govinda seinen geliebten Ashram in Kasar Devi oberhalb von Almora in den Vorbergen des Himalaya der Drikung Linie übereignete, als er im hohen Alter diesen wunderschönen, aber abgelegenen, nur zu Fuß zu erreichenden Ort verließ, um in die USA zu gehen. Zunächst zog Seine Heiligkeit es in Erwägung, den Kasar Devi Ashram, der ursprünglich immerhin 16 Hektar umfasst hatte, zu seinem Hauptsitz zu machen. Doch die damals fehlende Wasserversorgung und die abgelegene Lage vereitelte diesen Plan. Aber immerhin wurde neben dem Tempel, den Lama Govinda durch seine Vortragsreisen maßgeblich mitfinanziert hatte, eine Retreat-Anlage gebaut, wo mehrere Drei-Jahresretreats stattfanden. Viele junge Mönche, Nonnen und westliche Praktizierende erinnern sich gerne an die Zeit, die sie dort unter der Obhut von Lama Champa – auf Sanskrit Maitreya – verbracht haben. Offensichtlich gibt es zwischen unseren beiden Sanghas eine karmische Verbindung.
Vor 85 Jahren entschloss sich Lama Govinda zur Gründung des Arya Maitreya Mandala und erhielt wichtige Impulse von tibetischen Meistern, die ihn nicht nur mit der tibetischen Tradition verbanden und ihm den Zugang zur Sadhana-Praxis ermöglichten, sondern die darüber hinaus – für die damalige Zeit durchaus ungewöhnlich – einen offenen Blick für notwendige Veränderungen innerhalb der Tradition hatten.
Mit großem Nachdruck betonte Lama Govinda, dass das Arya Maitreya Mandala ein Vajrayana-Sangha ist, der Menschen im Westen diese kostbare Tradition zugänglich machen sollte. Deshalb widmete er sich in den folgenden Jahrzehnten der Erforschung, dem Studium und der Praxis dieser Tradition. Doch die Fülle dieser Überlieferung, die in Tibet treu bewahrt wurde, ist so unermesslich groß, dass wir noch viele Jahrzehnte weiter lernen und unsere Erfahrungen vertiefen müssen. Lama Govinda betrachtete unsere Möglichkeiten sehr realistisch, wenn er in den 1970er Jahren die Fähigkeit von uns Westlern anzweifelte und meinte, dass es uns in absehbarer Zeit kaum möglich sei, die großen Sadhanas, z.B. des Cakrasamvara zu bewältigen. Deshalb sollten die Lehrenden im Maitreya Mandala geeignete Methoden für eine Annäherung entwickeln, die es auch Westlern möglich macht, nach intensiver Vorbereitung eine solche Übungspraxis mit Gewinn aufzunehmen.
Wie Lama Govinda bemüht sich Seine Heiligkeit um den Transfer der alten Tradition in die moderne Zeit, ohne dabei ihre Essenz aufzugeben. Er hat Lama Govindas privater Bibliothek, die in Almora geblieben war, einen Ehrenplatz in seiner Songtsen Library in Dehra Dun eingeräumt, weil er ihn als Philosophen, Praktizierenden und Künstler, vor allem aber als Wegbereiter des Vajrayana-Buddhismus im Westen schätzt. Und als wir die Durchführung der Schirmherren-Zeremonie besprachen, war es ihm wichtig, dass dabei Lama Govinda geehrt wird.
Wie Lama Govinda ist auch Seine Heiligkeit ein Mensch, der mit großer Hingabe die Überlieferungen der Vergangenheit studiert und immer wieder nach verlorenen Texten sucht und sie mit Erfolg herausgibt, aber auch den Mut hat, neue Wege bei der Umsetzung dieser Lehren zu gehen. Er ist ungeheuer vielseitig: Wissenschaftler, Historiker, Schriftsteller, Meditationsmeister, Umweltschützer und mit seinem Shravasti-Projekt wie Lama Govinda Brückenbauer zwischen den Traditionen. Ich sehe in ihm – wie in Govinda – den „wahren Menschen ohne Rang“, von dem der Chan-Meister Linji sagte: „There is a true man with no-rank always present, not even a hair’s breadth away.” Beide Männer sind eigenwillige Persönlichkeiten. Ohne irgendeinen Gedanken an Status oder Außenwirkung zu verlieren tun sie genau das, was getan werden muss.
Durch diese Schirmherrschaft und die geplante Zusammenarbeit mit der Drikung Kagyu Linie hat das Maitreya Mandala – so wie Govinda zu seiner Zeit – wieder den unmittelbaren Anschluss an die lebendige Tradition gefunden. Meine Dankbarkeit gilt Seiner Heiligkeit, dass er bereit ist, unseren Sangha zu unterstützen und uns mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Es liegt nun an uns, Lama Govindas Werk fortzuführen und die Samen, die er gesät hat, zu hegen, zu pflegen und zum Blühen zu bringen.
Autor/Autorin:
Vajramālā

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